Donnerstag, 26. Dezember 2013

Narben

I tear my heart open, I sew myself shut
My weakness is that I care too much
And our scars remind us that the past is real
I tear my heart open just to feel
 
> Papa Roach<
 
Schmerzen. Physisch verbindet man sie oft mit Verletzungen, die oft nie ganz verwachsen, was bleibt, sind Narben, die uns immer an diese idiotischen Missgeschicke oder spektakulären Unfälle erinnern. Früher, als ich noch im Kindergarten-/Grundschulalter war, hat man sich sogar damit gerühmt, vor allem die Jungs, die immer die aufregendsten Geschichten zu berichten hatten.
Erinnerungen daran bleiben.
Wie aber sieht's aus mit den psychischen Verletzungen und daraus entstehenden Narben? Die sieht ja niemand, man kann sie nur erahnen, wenn man den Menschen näher kennenlernt. Kann und sollte man sich damit auch rühmen? Nun, was soll ich sagen, ich kenne einige, wenn auch wenige, die sich ihre instabile Psyche und ihre schlechten Erfahrungen sehr gerne mit Leuchtschrift auf die Fahnen schreiben. Vielleicht brauchen diese Menschen die allgemeine Aufmerksamkeit...ich für meinen Teil weihe bei sowas nur die Menschen wirklich detailliert ein, denen ich Vertrauen kann. Sicherlich, man sieht mir an, wenn ich schlechte Laune habe...manchmal.
- Mein Lächeln sitzt leider auch nicht immer so, wie es soll. -
Aber ist es tatsächlich so, dass es einen mit stolz erfüllen sollte, wenn man schon oft verletzt und damit auch gedemütigt wurde?
Mich würde es mal interessieren, wie ein menschliches Herz aussehen würde, wenn man tatsächlich Narben für jede große psychische bzw. emotionale Verletzung davontragen würde...
wie sähen dann die Herzen meiner Freunde aus?
Und wie sieht mein Herz aus?
Ob es verhältnismäßig unversehrt ist?
 
Manche Menschen tragen ihre inneren Verletzungen auch nach außen. Ja, ich spreche von Selbstverletzung.
Mein Papa bezeichnet solche Menschen als abartig.
Ich muss zugeben, dass mir das in der Seele weh getan hat zu hören, dass jemand so wenig Verständnis für eine solche Verzweiflung aufbringen kann. Wenn ich mich so umschaue, entdecke ich an überaus vielen Handgelenken und auf Unterarmen Narben. Blassrosa. Wenn es erst einmal verheilt ist, sehen sie so ungefährlich aus. Sie zeigen eine äußere Verletzung, aber nichts erinnert mehr an den stummen Schrei um Hilfe, der dahinter steckt.
Mein Papa ist nicht der Einzige, der so abwertend darüber spricht. Die meisten Personen versuchen nicht einmal zu verstehen.
Menschen, die sich selber verletzen, versuchen psychischen Schmerz mit physischem zu überdecken. Ja, das ist traurig.
Menschen, die sich selber verletzen, sehen in dieser Selbstverletzung eine Möglichkeit, ihrem Selbsthass Ausdruck zu verleihen, sich zu bestrafen.
Ja, das ist schrecklich.
Menschen, die sich selber verletzen, empfinden den Schmerz als Wohltat und Ausgleich.
Für einen Moment sind sie abgelenkt.
Sicher gibt es andere Wege, aber bei dem Versuch einen anderen Weg zu finden, haben solche Personen die Orientierung verloren.
Ja, das ist schwer vorzustellen.
 
Und eben genau diese Narben, die durch Selbstverletzung entstanden sind, erzählen oft die ergreifendsten Geschichten.
Denn diese Narben kommen nicht von irgendwelchen äußeren Einflüssen, sondern direkt aus dem Herzen.
 
 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen