Donnerstag, 17. November 2016

Zwei Hälften

Ein halbes Jahr, ein ganzes halbes Jahr bin ich schon in seinen Händen. Ich möchte nicht sagen, dass es feste Hände sind, denn eigentlich bin ich frei. Wir streiten uns nie, weil es nie etwas zu streiten gibt. Außer in meinen Träumen, in denen streiten wir uns entsetzlich. Mir ist noch nie jemand begegnet, der mich so erfüllt, ohne viel dafür zu tun. Eifersucht spielt keine bzw. nur eine sehr sehr untergeordnete Rolle. Ob das ungesund ist? Bisher kann ich nicht klagen. Jedoch: Ich könnte noch viel freier sein, wenn ich endlich gedanklich und emotional einen Schlussstrich unter Vergangenes setzen würde. Aber es funktioniert nicht. Immer wieder stoße ich mir Kopf und Herz an den Fragen, die noch unbeantwortet in meinem Hirn rumschwirren, wie Insekten um eine Lichtquelle. An den Fragen ohne Antworten, ja. Und an ihrer Präsenz. Jedes verdammte Mal ist meine Kehle ein kleines Bisschen enger geschnürt und mein Herz schlägt einen unregelmäßigen Takt. Ich hasse sie nicht. Ich hasse ihn nicht. Aber ich hasse sie dafür, dass sie so gut aussieht. Und ich hasse ihn dafür, dass ich es nicht aus meinem Kopf löschen kann. Dass diese Gedanken immer wieder meine Selbstzweifel und Minderwertigkeitskomplexe nähren, egal, wie krampfhaft ich versuche, sie vor mir wegzuschieben. Es geht immer ein paar Tage gut und dann - PENG - ist wieder alles für die Katz. Ja, ich mache Fortschritte. Aber das alles ist noch viel zu sehr Teil von mir.
Ich bin dünnhäutig, schlecht gelaunt, möchte eigentlich nur schlafen. Niemanden sehen. Niemandem schreiben. Und doch möchte ich ausrasten, um mich schlagen, ihm offen alles sagen, was mich bewegt. Es hängt mir zum Hals raus. Ich bin genervt von mir und diesem...Selbstmitleid, das eigentlich nicht wirklich welches ist. Gleichzeitig fühlt es sich gerade heimlich an. Diese Antriebslosigkeit, das bewusste Schlüpfen in meine Rolle, das unsichtbare Kostüm, das ab der Türschwelle über mir liegt. Diese Dunkelheit und Ratlosigkeit in mir...ich muss lächeln, während ich das schreibe...irgendwie kenne ich das alles noch sehr gut. Dieser Zustand ist frisch, echt, greifbar. Diese Hälfte von mir macht mich doch auch aus auf sonderbare Art und Weise.

I CAN'T FORGET IT
THOUGH I'VE TRIED
I KNOW YOU REGRET IT, LOVE
- YOU TOLD ME SO MANY TIMES
[...]
I CAN'T ERASE IT FROM MY MIND
Daughter